Jan 17, 2023
Während des jüngsten Aufstands des iranischen Volkes und der daraus resultierenden Aufmerksamkeit der internationalen Medien auf diese Ereignisse sind in den Köpfen des globalen Publikums viele Fragen und Unklarheiten über seine verschiedenen Aspekte, einschließlich der Bedeutung einiger Begriffe, entstanden.
Zwei dieser Begriffe, die mit Anklagen gegen Demonstranten durch die Regierung in Verbindung gebracht wurden, sind die Worte „Hiraba“ oder "Moharebeh". Obwohl es im Englischen korrekt als "Krieg gegen Gott" übersetzt wird, ist diese Übersetzung allein ausreichend, diesen Begriff, seinen Ursprung und seine Rolle in der Verfassung des islamischen Regimes und der Hinrichtung der Häftlinge zu erklären.
In der islamischen Rechtsprechung
Als „Hiraba“ wird ein Kapitalverbrechen in der islamischen Rechtsprechung und im islamischen Recht bezeichnet, das bedeutet, mit einer Waffe auf Menschen zu zielen, mit der Absicht, sie zu bedrohen. Laut dem Koran führt eine Person, die das Leben und/oder Eigentum von Menschen innerhalb oder außerhalb der Stadt mit einer Waffe bedroht, um sie zum Beispiel auszurauben, Krieg gegen Gott und seinen Propheten.
Die Strafe für „Hiraba“ wird auf der Grundlage eines Verses des Korans in der islamischen Rechtsprechung bestimmt:
"In der Tat ist die Strafe für diejenigen, die Krieg gegen Allah und seinen Gesandten führen und Unheil im Land verbreiten, Tod, Kreuzigung, das Abschneiden von Händen und Füßen auf gegenüberliegenden Seiten oder Exil aus dem Land." - Koran 5:33
“Korruption auf Erden”
Ein weiterer Begriff, der heutzutage häufig neben Hiraba vorkommt, ist "Korruption auf Erden“. Beide Begriffe sind einander sehr ähnlich und haben eine gemeinsame Wurzel in der islamischen Rechtsprechung. Diejenigen, die wegen Hiraba verurteilt werden, werden auch wegen "Korruption auf Erden" verurteilt. Wenn sie jedoch ihre Taten ausgeführt haben, ohne dabei Waffen genutzt zu haben, werden sie nicht wegen „Hiraba“ angeklagt.
Im Recht der Islamischen Republik
Kurz nach der Machtübernahme des islamischen Regimes im Iran im Jahr 1979 wurde diese Rechtsprechung auf Basis der Scharia vom obersten Richter des Revolutionsgerichtshofs (Sadegh Khalkahli) gegen viele Beamte des ehemaligen Regimes, einschließlich des Schahs selbst, angewendet. Farrokhroo Parsa, eine Ärztin, Pädagogin, Parlamentarierin und ehemalige Bildungsministerin im Iran, wurde auf dieser Grundlage angeklagt, verurteilt und schließlich hingerichtet.
Nach dem islamischen Strafgesetzbuch im Iran gelten die folgenden Verbrechen als Hiraba:
- Die Nutzung von jedweder Art von Waffe, um Menschen zu bedrohen.
- Die Gefährdung der öffentlichen Sicherheit in der Gesellschaft durch bewaffneten Raub oder Straßensperren.
- Wenn man plant, die islamische Regierung zu stürzen.
- Ein Kandidat für eine der Hauptpositionen in einem Putsch zu sein.
- Die Bildung oder Führung oder Mitgliedschaft in einer Gruppe oder Menge mit der Absicht, die Sicherheit des Landes zu unterminieren.
Im Jahr 2007 verabschiedete das Parlament der Islamischen Republik zudem ein Gesetz, wonach auch die [unbewaffnete] Reproduktion und Verbreitung von Pornografie ein Verbrechen ist, das ebenfalls als „Hiraba“ betrachtet wird.
Während des jüngsten Aufstands hat das islamische Regime die Tatbestände "Hiraba" und "Korruption auf Erden“ exzessiv verwendet, um Demonstranten einzuschüchtern und zu unterdrücken. Bisher wurden 4 Personen auf Basis dieser Anklagen hingerichtet. Mögen Mohsen Shekari, Majidreza Rahnavard, Mohammad Mahdi Karami und Seyed Mohammad [Kian] Hosseini in Frieden ruhen. Wir werden sie niemals vergessen!